Kroatien (2008)

Ich spiele ja ernsthaft mit dem Gedanken ein eigenes Schiff zu kaufen. Aber meine Anforderungen waren bisher nicht so recht unter einen Hut zu bekommen. Nachdem durch einen Artikel mein Interesse an den Mehrrumpfbooten (wieder) geweckt war, mußte ein Törn auf so einem Schiff her, um zu sehen ob meine Erwartungen auch erfüllt werden. Danach kann man dann dran denken so ein Schiff zu kaufen. Spontan hab ich nach Veranstaltern gesucht und auch einen gefunden, bei dem kurzfristig auch noch ein Platz auf einem “Meilenfresser-Törn” die kroatische Adriaküste hinunter frei war. Also kurzentschlossen gebucht. Hier also die Reiseerlebnisse …

Die Reise

17.5. Ankunft in Sant Andrea (bei San Giorgio di Nogaro) wo wir erstmal das Schiff ins Wasser brachten und unseren Krimskrams eingeräumt haben. Ist immer wieder erstaunlich, was man so alles auf so engem Raum verstauen kann. Unsere Sachen und Vorräte für 4 Personen und eine Woche mußten an Bord. Immer wieder kam ein Regenschauer vorbei.

Kleine Impression bei YouTube:

18.5. Nachdem die letzten Vorbereitungen abgeschlossen waren hieß es also Auslaufen. Der erste Schlag ging nach Porec wo wir einklariert haben. Das Wetter war nicht besonders. Viel Regen, aber ordentlich Wind. Gleich am ersten Tag haben wir die 16 kn Marke erreicht, haben dann aber den Spi runter genommen, weil wir gegen eine Dünung genau von vorne laufen mußten.

Platzhalter für Video

Sauwetter, aber schöner Wind. Mit vernünftigem Ölzeug ist das aber alles kein Problem.

Der Wind frischte dann noch etwas auf und um auf der sicheren Seite zu bleiben haben wir den Spi durch den Screacher (so etwas wie eine Genua für raumere Winde) ersetzt. Einklarieren ging problemlos, danach sind wir im Hafenbecken an eine Muringboje gegangen und haben uns aufs Ohr gehauen.

19.5. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Pula. Der Wind war schwach und es wurde warm - Zeit für die kurzen Hosen und T-Shirts.

20.5. Von Pula aus ging es nach Ilovic. Wieder mit bedecktem Himmel und ordentlichen Schauern. Wind gegenan so daß wir kreuzen mußten, aber wir machten ordentliche Fahrt. Übernachtet haben wir an einer Muringboje vor Iliovic.

21.5. Das Wetter war wieder recht durchwachsen. Teilweise hat es wieder wie aus Eimern geschüttet - aber das Ölzeug hielt dicht. Immerhin gab es Wind - auch wenn wir wieder gegenan kreuzen mußten. Aber im Verlauf des Tages hörte der Regen dann auf. Da wir etwas hinter unserem Plan zurück lagen wollten wir schauen, ob wir die Nacht durch segeln konnten. Die Gewässer sind dort zwischen den Inseln zwar nicht befeuert, aber wir hatten Vollmond, man kann sehr nahe ans Ufer ran fahren und zwischendrin gibt es kaum gefährliche Untiefen. Ist schon eine spannende Sache bei 7-9 kn durch die Nacht zu rauschen und zwischen den Inseln aufzukreuzen. Aber der Mond kam nicht rechtzeitig hervor und eine etwas kompliziertere Stelle lag voraus, so daß wir Pinizelic auf der Insel Zut angelaufen haben. Es ist nur eine einfache Bucht, aber Werner wußte wo sie lag, so daß wir sie auch gefunden haben, nachdem die Leute in dem Haus an Land das Licht aus gemacht hatten. Ohne Ortskenntnis hätte ich das nur mit GPS gefunden. Aber diese Technik haben wir die ganze Reise nicht genutzt. Nur die gute alte Navigation nach Sicht. Macht auch viel mehr Spaß - nach GPS fahren ist ja langweilig, das kann jeder. ;-)

22.5. Morgens wurde die Badesaison gestartet, dann ging es weiter. Das Wetter wurde besser, das Ölzeug konnte weg geräumt werden und die kurzen Hosen kamen wieder zum Einsatz. Der Wind schlief dann zum Abend hin ein und wir haben die Nacht dann durchgesegelt. Morgens um vier war dann gar kein Wind mehr und wir haben ein paar Stunden den Motor angeworfen. Aber bei der kleinsten Brise springt das Boot an, so daß wir ihn gegen 7:30 wieder aus machen konnten. Durch den Peljeski-Kanal ging es vorbei an Korcula und in den Mljetski-Kanal zwischen der Insel Peljesac und der Insel Mljet.

Am 23.5. Abends gegen 23:55 erreichten wir dann Dubrovnik. Den Hafentag am 24. hatten wir uns verdient und haben uns natürich die Altstadt von Dubrovnik angeschaut.

25.5. Nun hieß es also, den Rückweg in Angriff zu nehmen. Der Wind war eher leicht, so daß wir den Plan, treibend vor der Altstadt von Drubrovnik zu frühstücken fallen gelassen haben und uns lieber gleich auf den Weg gemacht haben. Für den Rückweg haben wir uns dann weiter außen gehalten und sind nicht wieder zwischen die Inseln.

Eine kleine Impression: Spinnakersegeln bei wenig Wind. Trotzdem macht das Schiff so viel Fahrt, daß man keinen Gedanken an den Motor verschenken muß. Als dann später Delphine auftauchten wurden natürlich die Kameras gezückt. Sie blieben aber weit weg. Kurz drauf kam dann aber doch noch einer näher und schwamm eine Weile vor dem Bug herum. Dabei sind nette Bilder entstanden. Abends haben wir dann in der Bucht neben Brna auf Korcula geankert. Zwar war am Ende der Bucht ein Restaurant oder eine Disco, aber die haben recht zeitig Schluß gemacht, so daß unser Schlaf gesichert war.

26.5. Morgens noch ein Bad im Meer, dann ging es weiter. Bei sehr leichten Winden kamen wir nicht sehr schnell voran. Eine Seeschildkröte haben wir noch gesehen, die sich an der Meeresoberfläche gesonnt hat. Hatte einen recht bewachsenen Panzer, aber ließ sich durch uns nicht groß stören. Wir haben dann durch gesegelt um den Schnitt halbwegs halten zu können. Am 27.5. Morgens standen wir eingangs der Kornaten. Eine kleines Flautenloch haben wir zu einer Badepause genutzt. Beigedreht und natürlich nicht alle auf einemal im Wasser. ;-) Dann ging es durch die Kornaten, wo der Wind dann auffrischte, raus auf die offene See wo wir wieder unter Spi laufen konnten. Wir sind dann bis Veli Rat gekommen, wo inzwischen eine Marina gebaut worden war. Nicht nur eine Ankerbucht, wie wir eigentlich dachten.

28.5. Von Veli Rat aus wollten wir eigentlich erstmal nur die Südspitze von Istrien erreichen. Der Wind wurde den Tag über aber besser und wir konnten die ganze Strecke unter Spi fahren.

Hier ein kleiner Eindruck vom Segeln mit Spinnaker bei 13kn. Das Wasser war glatt und keine großartigen Korrekturen waren am Steuer notwendig. So macht das Segeln Spaß und die Seemeilen schmelzen dahin. Gegen xx:xx lag unsere geplante Ankerbucht zwar direkt voraus, aber da der Wind weiterhin günstig stand und auch nicht einzuschlafen drohte, haben wir den guten Wind ausgenutzt und den Kurs weiter auf Rovinj gesetzt. Da kamen wir dann gegen xx:xx an und haben erstmal in der Bucht neben der Marina geankert. Wozu sollen wir für die Nacht noch Hafengebühren zahlen? Morgens haben wir uns dann in die Marina verholt, einen Hafentag eingelegt und uns Rovinj angeschaut.

30.5. Nun heißt es, den letzten Schlag nach Hause zu machen. Einen kleinen Schlag von Rovinj nach Porec, wo wir ausklariert haben und dann Richtung Sant Andrea. Der Wind stand günstig und frischte etwas auf. Bei bis zu 4 Bft, vielleicht kurzzeitig auch mal 5 machten wir unter Spi ordentliche Fahrt. Die Logge ging bis auf 17 kn.

Platzhalter für Video Bei dieser Geschwindikeit sind die Steuerbewegungen schon mehr.

Mitten auf dem Meer dann auf einmal ein Schreck: Wasser im Schiff! Und es wurde mehr! Die Schuhe schwammen schon herum. Wo kam es her? Wir waren jedenfalls mit nichts kollidiert. Also Ventile etc. gecheckt … es war die Heckluke, die nicht ordentlich geschlossen war. Erstaunlich, daß darüber so viel Wasser eindrang. Die Heckkoje war jetzt auf jeden Fall naß. ;-) Aber nachdem wir das Wasser wieder außenbords befördert hatten, ging es weiter. Jetzt aber ohne Spi, sondern nur unter Fock, denn wenn der Wind noch etwas aufgefrischt hätte, wäre es grenzwertig geworden. Da die Bilge noch nicht ganz leer war wollten wir dem Kahn mit dem Zusatzgewicht nicht zu viel zumuten. Trotzdem hatten wir aber unsere 10 kn auf der Uhr.

Vor der Marina haben wir Anker geworfen und das Schiff klariert. Der Termin für den Kran war um 16:00 angesetzt und dann war das Schiff auch schon wieder aus dem Wasser auf seinem Trailer.

Abends wurde die Reise dann natürlich noch unter Verzehr landesüblicher Speisen und Getränke gebührend gefeiert - die Strecke schafft in der Zeit ja nicht jeder.

Mediadaten Drucken Google Maps: Kartenansicht

Die Bilder vom Törn gibt’s hier.

Resümee Das Ziel, die Strecke Dubrovnik und zurück zu schaffen, haben wir streßfrei geschafft ohne viel den Motor einsetzen zu müssen. Auch bei leichten Winden fuhr das Schiff so schnell, daß sich der Einsatz des Motors nicht gelohnt hätte. Natürlich hat die komplette Segelgarderobe, die wir dabei hatten, zum Erfolg beigetragen. Also immer die Segel den herrschenden Bedingungen angepaßt und auch mal die Segelstellung den Windverhältnissen angepaßt. Die zwei Nachtfahrten waren kein Problem und dadurch haben wir trotz der teilweise recht leichten Winde die zwei Hafentage locker raus fahren können.

Wenn man auf Rekorde aus wäre - man hätte auch eine größere Strecke schaffen können. Aber so war das eine recht entspannte Sache.

Navigiert haben wir auf die gute alte Art. Auch wenn wir ein paar GPS-Empfänger an Bord hatten, haben wir die eigentlich nie benutzt. Nach Sicht zu navigieren macht einfach auch viel mehr Spaß. Zwischendurch mal die Kontrolle, ob die Kreuzpeilung auch stimmt, aber eine Abweichung von 1/2 bis 1 sm war bei den jeweiligen Gegebenheiten durchaus akzeptabel.

Das Schiff fuhr sich sehr angenehm. Zwar hatten wir kein schweres Wetter, aber auch bei den 4-5 Bft und einem Meter Welle gegen die wir angebolzt haben, hat sich das Schiff offenbar noch sehr wohl gefühlt. Auch die Höhe am Wind war sehr gut. Die Fahrtenskipper haben wohl nicht so aufmerksam gesteuert, sonst hätten wir sie nicht ganz so sehr in Grund und Boden fahren können. Einmal fühlte es sich so an, als würden die anderen Ankern, während wir an ihnen vorbei heizten - aber da müssen die anderen wohl irgendwelche groben Fehler gemacht haben. Fährt sich eher wie eine Jolle, als wie ein ausgewachsenes Dickschiff.

Unter Deck war es für meinen Geschmack etwas klein. Nicht für die Reise - da hat alles gut gepaßt. Aber wenn ich dann auf die Nordsee will, ist wohl häufiger mit schlechterem Wetter zu rechnen und man hält sich dann mehr unter Deck auf. Da wäre dann mehr Stehhöhe und ein paar mehr Ablagemöglichkeiten für Bücher und anderen Kleinkram ganz nett. So war es eher wie Camping mit Zelt auf dem Wasser. Hat mir aber die Augen geöffnet, daß es nicht diese schwimmenden Ferienwohnungen sein müssen wo der Trend der Fahrtenyachten gerade hin geht. Weniger ist mehr - bewahrheitet sich auch hier.

Aber ein Schiff dieser Bauart kommt bei mir defiitiv in die engere Auswahl - wahrscheinlich nur eine Nummer größer.

Technische Details Hier ein paar statische Daten der Reise:

Schiff Corsair 28CC
Anzahl Seetage
Gesegelte Stunden
davon unter Motor
Strecke über Grund
Strecke durchs Wasser
Maximale Geschwindigkeit ca. 17 kn 8-)
Durchschnittliche Geschwindigkeit durchs Wasser ca. 5 kn